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Vom Zusammenbau über Besiedlung bis "Betrieb": Die Bienenbox im Praxistest!

Anmerkung: Die Anregung zu diesem Test kam von den Herstellern der Bienenbox, die den Bausatz inkl. der Balkonhalterung kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Dies hat jedoch die Bewertung nicht beeinflusst! Bei der Box handelt es sich um die Lieferversion des Jahres 2016; Abweichungen zum aktuellen Modell sind also möglich so dass etwaige Kritikpunkte eventuell bereits verändert/korrigiert wurden.

Einleitung:

Die Bienenbox ist eine Einraumbeute, die sich an StadtimkerInnen wendet, die weder über Garten noch Terrase verfügen oder ihre kleine Balkonfläche nicht mit einem Bienenkasten zustellen wollen. Sie wird analog zu Blumenkästen an die Balkonbrütung gehangen; jedoch nach außen hängend. Im Gegensatz zur ähnlich klingenden "Bienenkiste" errichten die Bienen ihren Wabenbau in einem gängigen Rähmchenmass (Kuntzsch hoch). Damit kann (muss aber nicht) Honig mit der Schleuder geerntet werden. Der Hersteller informiert über www.bienenbox.de über Voraussetzungen und Details.

Interessanterweise gibt es offenbar viele, die die Box trotz der großen Ausdehnung zur Gänze aufstellen anstatt aufzuhängen. Laut Johannes Weber, dem Produzenten der Box, sind nur 15 der 220 im Jahr 2017 gebauten Boxen tatsächlich am Balkon hängend installiert worden.


A. Lieferung und Zusammenbau

1. Lieferumfang und Beschreibung: Die Lieferung erfolgte in insgesamt drei Sendungen. Zum einen die Box selbst und ein Teil der Rähmchen. Die restlichen Rähmchen wie auch die Balkonhalterung kam in zwei weiteren Sendungen. Als kleines Schmankerl lag der Bienenbox ein Gläschen Honig dabei!

Die Anleitung ist durchaus auf IKEA-Niveau, also gut bebildert und beschrieben so dass auch ohne konkrete Vorstellung des Endergebnisses der Zusammenbau mnöglich ist. Bedauerlich ist allenfalls, dass so mancher Praxishinweis in der Anleitung fehlt - so ist der einteilige Varroaschieber einteilig und so lang wie die Kiste selbst...da sollte man schon sehr genau überlagen, wie und von welcher Seite man später am besten herankommt und ihn auch komplett herausziehen kann. Hier hilft vermutlich das vorherige Stöbern auf der Website/im Forum unter www.bienenbox.de.

Nicht getestet wurde der optional erhältliche Ständer zum Aufstellen der Box auf dem Boden - da das System jedoch gerade durch diese "Hängevariante" für die Stadtbienenhaltung besticht, soll auch dies hier gezielt getestet werden.

2. Zusammenbau: Jeder Bauabschnitt hat die zugehörigen Teile im nummerierten Tütchen - das macht die Orientierung leicht. Die einzelnen Schritte sind gut erklärt und die Zeichnungen passten weitgehend und sind verständlich. Man soll die Kiste wohl in zwei Stunden schaffen können aber das braucht wohl mehr Übung und Erfahrung...und scheitert am Ende wohl an den rund 30 Rähmchen, die zu nageln sind. Einen Sonntag sollte man doch mal inklusive Anbringung einplanen und eventuell willige Kinderhände zum Helfen; gerade bei den sich sehr "ziehenden" Rähmchen! Ein kraftvoller Akkuschrauber mit verschiedenen Bits und ein Hammer; ev. noch eine breite Zange zum Eindrehen der Haken genügen an Werkzeug.

3. Fertigungsqualität: So manche Fräsung passte dann doch nicht und manches Loch fehlte ganz - im Detail war es dann eben doch nicht IKEA-Standard was die Fertigung und Genauigkeit anging. Eine Tischlerqualität wie man sie z.B. von den Beuten von Bergwinkel kennt, kann man nicht erwarten; sie ist jedoch massiver und wertiger als so manch anderer Beutenbausatz aus dem Internet. Schön ist jedoch, dass die Box gleich mit Außenanstrich kommt; das ist gerade für den Zusammenbau in Wohnung/auf Balkon sehr praktikabel und spart Zeit!

4. Praxisdetails:

Gut gefallen hat

- der in einer Fräsung aufbewahrbare Fluglochschieber. Ob er dort jedoch nicht durch Verkittung später unbrauchbar wird, wird sich noch zeigen!

- der durchgehende Deckel mit besandeter Dachpappe, der einen stabilen Eindruck macht.

- die aufwendig gefertigten Rähmchen mit den "Schiffsrumpfoberträgern" für den Naturbau, die dennoch auf einem normal erhältlichen Maß basieren (Kuntzsch hoch).

- die auch auf Schonung der Brüstung und des Putzes/der Fassadenfarbe ausgelegte Balkonhalterung.

- das Vorhandensein eines Außenanstrichs.

Nicht gut gefallen hat

- der einteilige Bodenschieber, der in der Praxis vermutlich untauglich ist - er lässt sich praktisch nicht sinnvoll zur gesamten Länge herausziehen und selbst wer so einen breiten Balkon hat, wird dabei alle Varroen nachwinken müssen: Sie werden durch die Kante abgestreift und rieseln dann eher herunter sofern der Wind sie nicht beim Rausziehen des Schiebers mitnimmt.

- die sehr leichten Scharnierbefestigung mit recht kurzen Schrauben für die Verbindung zum relativ schweren Deckel - fürchte, das hält unter Nutzung nicht lange zumal der Deckel keine weitere Entlastung hat und nur dort im geöffneten Zustand auflastet.

- die Gummibänder zum Fixieren des Deckels sind zwar schnell und einfach zu nutzen; nerven aber etwas beim Zuklappen da sie immer unter den Deckel wandern. Das mag sich aber mit der Zeit auch geben...

- die geringe Höhe der Brüstungshalterung auf der Boxenfront so dass ein Verschrauben der Box mit der Halterung zwingend erforderlich ist denn sonst kann die Box beim Öffnen des Deckels nach vorn kippen und abstürzen - das ist nur schwierig wenn man z.B. nicht so flexibel ist beim seitlichen Verschieben der Box und nur einen bestimmten Bereich hat wo die Halterung am Ende sitzen darf. Man braucht hier unbedingt starke helfende Hände beim Anbringen! Schön wäre eine Möglichkeit der Sicherung, die ein Trennen vom an der Brüstung fixierten Halter erlaubt. So könnten die Halterungen bleiben und man hebt die Box zu zweit einfach raus (z.B. zum Putzen im bienenfreien Zustand).

- die geringe Zahl an mitgelieferten Dachpappennägeln; da habe ich großzügig ergänzt!

- das Flugloch ist für kleine Menschen kaum zu erreichen da man um die Box greifen muss...das ist mit dem Fluglochschieber dann etwas schwer...

5. Stellungnahme des Herstellers:

"Gerade was die Produktion und Qualität anbelangt haben wir nochmal einen großen Schritt zwischen letzten und diesem Jahr gemacht. In der aktuellen Version ist die Schublade ein Stück kürzer und aus einem besseren/wertigeren Material..Also nicht so labil wie die alte und auch besser zum reinigen (verkratzt nicht so schnell)"


B. Bezug der Bienenbox

Die Box wurde am 17.6.2017 mit einem bei Fang 4,3 kg schweren Bienenschwarm bezogen, der "Kellerhaft" hinter sich hatte. Dabei sollten die grundsätzlichen Hygienevorgaben berücksichtigt werden. Da der Einlauf bei diesem Konzept bei klassischer Anbringung am Balkon nicht möglich ist, wurde die Schwarmtraube vom Deckel des Kastens in die Box gestossen und der Schwarmfangkasten zum Einlaufen der Reste geöffnet so auf die Box gelegt dass die Deckelöffnung zum Flugloch orientiert war (siehe Bilder). Die restlichen Rähmchen wurden hinten eingesetzt und nach vorne geschoben damit kein Leerraum verblieb.

Praxisdetails:

Gut gefallen hat

- nichts; die Besiedlung der Bienenbox ist zwar geglückt aber insgesamt nicht einfach oder angenehm für Bienen und ImkerIn. Im Gegensatz zu einem senkrechten Magazin, bei dem man die Zarge mit den Rähmchen mit/ohne Mittelwand einfach auf die Leerzarge stellen kann, in die der Schwarm steht/geschüttet wird so dass sich die Bienen selbst in die neue Behausung hochziehen, muss hier unmittelbar bei dem/nach dem Einschütten komplett mit Rähmchen aufgefüllt werden. Das kann Bienen quetschen.

Nicht gut gefallen hat

- die schwierige und aufwendige Besiedlung der Box; da fallen viele daneben und bis man den Deckel zu hat ohne zig Bienen zu quetschen, braucht es viel Zeit und Musse. Als eigene "Manöverkritik" würde ich sagen, dass es noch weniger Rähmchen braucht beim Einschlagen (= mehr Platz für die Bienen) und man ev. mit Trichter arbeiten sollte damit möglichst wenige danneben gehen. Das Einlaufen-lassen wäre schöner gewesen aber dazu muss man die Box anschließend verstellen und an die Brüstung hängen...das ist schon ohne Bienen schwierig zumal es keine seitlichen Griffe an der Box gibt. Die würde ich wohl das nächste Mal selber anschrauben da das ganz praktisch wäre. Da zudem manche Schwärme durch solche Störungen wieder ausziehen sollte so ein Umzug erst einige Zeit später erfolgen und würde etwas Orientierungschaos verursachen.

- das Deckeldesign, das gerade beim Einschlagen des Schwarms zu vielen toten Bienen führte, da die Bienen auf der Scharnierseite zwischen der Deckelrandleiste und der Beutenwand bei der Bewegung des Deckels zerquetscht werden. Selbst wenn im normalen Betrieb dort womöglich keine Bienen sitzen und es nur beim Einschlagen des Schwarms ein Thema ist, ist es doch schade und vermeidbar.

Stellungnahme des Herstellers:

"Seitliche Griffe aus Holz gibt es bei der neuen Version..Ebenfalls ist diese allgemein handlicher.  Marcs ultimativer Tipp zum Einlogieren: 4 Rähmchen ganz nach links hängen und mit dem Tuch abdecken. Rechts neben dem benötigen Platz zum einlogieren direkt das Trennschied einhängen. Die Bienen laufen dann direkt nach Links in den geschützten und dunkleren Raum."


C. Betrieb der Bienenbox

Drei Tage später wurde die Box kurz inspiziert. Die Bienen bauten direkt an der Stelle, an der sie eingeschlagen wurden und bauten die Rähmchen gut aus. Nach 14 Tagen waren 17 Rähmchen besetzt und im Ausbau. Brut aller Stadien war vorhanden.

Praxisdetails:

Gut gefallen hat

- das kleine, handliche Rähmchenformat

- die Auflageleiste, so dass Bienen unter den Ohren der Rähmchen abtauchen können - das erleichtert das bienenschonende Bearbeiten. Zudem gleiten die Ohren gut über die Schienen.

Nicht gut gefallen hat

- das Arbeiten ohne Rauch ist schwierig, da die Bienen, die über dem Tuch oder unter dem Deckel sitzen, nicht so ohne weiteres von selber gehen - da es keinen Beespace zwischen Deckel und Leinentuch gibt, müssen die Bienen dann händisch und mühsam entfernt werden.

- Das Leinentuch erweist sich nach einiger Zeit als echtes Manko - es wird stark verkittet so dass das gewaltsame Lösen für Erschütterung und entsprechende Aufregung bei den Bienen sorgt. Damit ist ein ruhiges Arbeiten unnötig erschwert.

- Das Schied kann seine Funktion (Herstellen eines Leerraums zum Schieben) nicht erfüllen da kein Leerraum ohne irgendeine Bastelei einfach möglich ist - das Tüch würde dann herunterfallen; ein Zurückklappen ermöglicht Wildbau am Boxendeckel.

Stellungnahme des Herstellers:

"Ebenfalls ist dieser Beespace zwischen Deckel und Jutetuch ist bei der neuen Version auch schon realisiert."


Leider überlebte das Bienenboxvolk den ersten Winter nicht.

Bei der geplanten Winterbehandlung erwies sich die Beute erneut als tricky; eine Sprühbehandlung wäre aufgrund des starken Verkittens der Rähmchen miteinanders und des Leintuchs kaum möglich gewesen ohne erhebliche Gegenwehr auszulösen. Allerdings war auch die Träufelbehandlung nicht mehr sinnvoll, denn die Box war weitgehend bienenleer. Folgende Beobachtungen wurden dokumentiert:

1. Die gezeichnete Queen war vorhanden und sass allein direkt angrenzend zum Winterfuttervorrat; die daneben befindlichen, leeren Zellen waren sichtlich unsauber aufgenagt was etwas an Räuberei erinnerte wenn die Bienen sehr hektisch Zellen aufreissen.

 

2. Es war ausreichend Futter in der Kiste, dafür Brutreste auf zwei Nachbarwaben.

 

3. Es waren nur wenige tote Bienen auf dem Boden der Box.

 

Das ist zusammen genommen eigentlich ein sehr typisches Varroa-Schadbild denn die varroageschädigten Bienen sterben oft nach und nach außerhalb der Beute und die Brutreste zeigen, dass das Volk noch lange bis in den Winter hinein versucht haben muss, gegen den Bienenverlust anzubrüten. Dabei arbeiten sich die Bienen regelrecht ab, die Wintertraube schrumpft und scheitert schließlich an der Temperaturregulation. Dann kann weder die Traube ihre zur Bewegung erforderliche Temperatur halten noch kann das Winterfutter verflüssigt und aufgenommen werden - die Bienen erstarren und fallen herunter.

 

Das Volk wurde nicht gegen die Milbe behandelt, noch wurde gefüttert; es war ein Teil des Versuches, zumindest im ersten Jahr dem natürlichen Schwarmgeschehen nachzuspüren - leider war das Volk offenbar bereits sehr belastet hier angekommen oder hat die Milbe besonders gut vermehrt. Die genaue Kontrolle wäre jedoch nur mit der Puderzuckermethode möglich gewesen da der Bodenschieber zur Kontrolle des natürlichen Totenfalls nicht praktikabel zu nutzen war.

 


 

2018 wurde die Box erneut mit einem kleinen Kunstschwarm besiedelt.

Im Januar 2019 wurde deutlich, dass das Volk offenbar zu wenig Futter hat. Da das Konzept der Beute ein Wägen schwierig macht, ist die Kontrolle des Winterfuttervorrats nicht gerade einfach. Noch schwieriger war dann jedoch das Nachfüttern. Da das Auflegen von ZipLock-Beuteln auf die Oberträger nicht möglich ist (der Deckel wäre nicht zu schließen) und ein seitliches Ranschieben von mit Zuckerwasser gefüllten Leerwaben aufgrund der verkitteten Seitenteile mit starken Störungen einhergeht, wurde ein cremiger Honig großzügig auf die Oberträger gegeben. Im Gegensatz zu Futterteig sollte diese Honig auch ohne zusätzliche Wasseraufnahme verzehrbar sein.

Damit die Bienen auch rankommen, wurde das Leinentuch abgenommen. Da sich die nur mit Heisskleber fixierte Filzplatte gelöst hatte, wurde sie neu verklebt und eine weitere Dämmplatte von außen auf das Dach gelegt.

Die Galerie öffnet sich beim Klick auf das folgende erste Bild:

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