Gestern Bienen geschaut und Schiede gesetzt in Brandenburg. Schöne Völker, auch gut überwintert und reichlich Honigreserven, Brut auf vier Waben, wirklich toll. Eine ältere Dame mit Rollator spricht mich über den Zaun an:

"Leben die Bienen noch?"

"Ja, prima, alle gesund und munter!"

"Das sieht aber nicht schön aus..."

(Ich bin irritiertt, worauf bezieht sie sich? Auf die Segeberger-Styropor-Kisten der Bienen?)

Die Dame zeigt entlang des Zaunes: "Wenn das Frau H. sehen würde..."

(Frau H. war die Vor-Vorbesitzerin des Grundstücks)

"Also ich finde es schön. Das ist ein naturnahes Grundstück. Da fährt eben nicht ständig der Rasenroboter rüber."

Die Dame sieht mich ungläubig an: "Das ist doch nicht schön."

"Schönheit ist eben wie Kunst - alles relativ."

"Also ich finde das nicht schön..."

Der kurze und leider fruchtlose Dialog veranlasste mich kurz zum Blick über das Grundstück. Wir haben Februar. Was wäre um diese Zeit auf einem "schönen" Grundstück?

Blick über Grundstück - schön?
Ein Blick über das Grundstück - schön?

Tatsächlich erstmal braun und vom vergeblichen Kampf gegen das Landreitgras zeugend.

Schneeglöckenmeer
Schneeglöckenmeer

Erst beim genauen Hinschauen mag man die Schönheit finden: Beim Ausstechen der Brombeeren, die jedes Jahr zum Sturm blasen, finden sich dicke Regenwürmer in dem schwarzen, feuchten Boden.

Unter einem abgebrochenen Ast der Birne hat sich ein Teppich von Schneeglöckchen gebildet, die zusammen mit ein paar Elfenkrokussen für Bienenbesuch sorgen.

Das Fallobst aus dem Vorjahr lockt Bienen, die die süssen Säfte als Nektarersatz sammeln.

Überall strecken Rosetten ihre Blätter aus um Kraft für die Blüte zu sammeln.

Tatsächlich gefällt mir eigentlich nur das Landreitgras nicht. Womöglich ist das braun auch weniger schön als der Rasen nebenan - aber interessanter ist es hier auf jeden Fall.

Und vermutlich aus Sicht zahlreicher Insekten auch "schöner".

verkrüppelte Linde

Das einzige Grauen steh tatsächlich genau vor dem Grundstück: Eine arme, alte Linde, die seit Jahren "auf Kopf" geschnitten wird, Kraft in dünne Äste steckt, kaum blühen und fruchten darf ehe sie wieder von Amtswegen verkrüppelt wird. Dieses Elend darf ich mir nun ständig anschauen wenn ich an meinen Bienen bin. Das finde ich "nicht schön" aber sonst scheint es niemanden recht zu stören...

Es ist noch ein langer Weg...

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