Die Bekämpfung der Varroa-Milbe mit Oxalsäure-Präparaten ist inzwischen gängige Praxis. Ungewöhnlicher, doch nach Studienlage weitaus bienenverträglicher als die Träufelbehandlung (Journal of Apicultural Research, Volume 54, 2015 - Issue 2) ist die Anwendung von sublimierender Oxalsäure. Hierzu wird die kristalline Säure stark erhitzt, wodurch sie unmittelbar in den gasförmigen Zustand übergeht und an kühlen Substraten wieder als feine Kristalle kondensieren. Das Verfahren sorgt für eine sehr feine Verteilung der Säure im Beuteninneren, Bienen und Milben wobei letztere die Säure offenbar durch ihre Haftlappen aufnehmen und daran sterben. Das Verfahren wirkt nur auf aufsitzende Milben und nicht in der Bienenbrut. Leider hat dieses Verfahren der Oxalsäure-Anwendung bisher keine Zulassung in Deutschland; mangels wirtschaftlichem Interesse wird es so schnell auch keinen geben, der ein teures Zulassungsverfahren anstreben wird. Kurioserweise ist das Verfahren in anderen EU-Ländern offiziell anwendbar. Daher gibt es inzwischen einen bunten Strauß an Imkertechniken, die für die Sublimation gedacht sind und auch in Deutschland frei gehandelt werden dürfen. Von Pfännchen, die mit Kfz-Batterien erhitzt werden oder mit Heißluft-betriebenen Pistolen führt die Palette.
Seit gut einem Jahrzehnt entwickelt die Fa. Imkertechnik Alfranseder ein Verfahren für die Sublimation, die eine gründliche Verteilung im Beuteninneren zum Ziel hat.
Die aktuelle, gasbetriebene Variante konnte ich mir vor Kurzem anschauen.
Das System besteht aus einem Klarsichtdeckel, der auf eine aufgesetzte Leerzarge auf das Volk gestellt wird. Die Stockluft wird über einen CPU-Lüfter angesaugt und kreisförmig bewegt (Boden/Flugloch sind verschlossen).
Mit einem Gasbrenner (rechts, umwickelt mit einem Tuch) wird die Brennkammer erhitzt; die Temperatur ist auf einem Anzeigegerät analog abzulesen. Bei einer Temperatur von rund 200-220°C sublimiert die in die Brennkammer gegebene 1g-Oxalsäuretablette (oben ist ein Tablettenspender installiert).
Binnen einer Minute trübt sich die Stockluft unter der Glocke und es dauert keine weitere Minute bis sich die Luft wieder klärt und sich die Oxalsäure niedergeschlagen hat.
Das Verfahren ist zügiger als die ebenfalls verfügbare, elektrische Variante; setzt jedoch einheitliche und passend gefertigte Beuten am Stand voraus. Bei der Winterbehandlung etwas nachteilig ist die Aufstörung der Wintertraube; nicht zuletzt durch die Erwärmung der Stockluft. Dadurch fliegen immer einige Bienen beim Abnehmen des Gerätes auf. Ebenfalls problematisch ist der Überzug des Beuteninneren mit der Säure, die dort noch über Wochen nachweisbar ist - und die man beim Imkern mit blanken Händen auf die Haut bekommt. Allerdings kann man bei einer Anwendung von nur 1g errechnen, dass die Mengen auf einem Rähmchen wohl gut unter denen in Rhabarber und anderen Lebensmitteln liegen werden.
Nach schon zwei Anwendungen sind auf dem Inneren der verzinkten Rohre und den Lüfterblättern Oxalsäureablagerungen erkennbar - man darf gespannt sein, wie lange diese Teile die Säurebelastung ertragen.
Die Anwendung bedarf unbedingt ausreichend Atem-, Augen und Handschutz - selbst die gängigen Einwegmasken (FFP2) aus dem Baumarkt sind unzureichend denn die geringen Austritte aus Fugenritzen reizen schnell die Atemwege. Als besser erwiesen sich Halbmasken mit wechselbaren Filtern.
Insgesamt ein schnelles und durchaus wirksames Verfahren - am nächsten Tag lagen 20 Milben auf der Windel. Allerdings kostet das Gerät aktuell mit Oxalsäuretabletten, 2 Gaskartuschen, Akku und Ladegerät und Versand knapp 400 €.